Welt-Städteforum 2024: „Alles beginnt zu Hause“
UN-Habitat, das Programm für menschliche Siedlungen, beruft die zwölfte Sitzung des Welt-Städteforums (World Urban Forum - WUF) dieses Jahr in Kairo ein. Vom 4. bis 8. November 2024 werden unter dem Leitgedanken „Alles beginnt zu Hause: lokale Maßnahmen für nachhaltige Städte und Gemeinden“ die Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals – SDGs) auf lokale Aktivitäten und Initiativen ausgerichtet. Etwa 6.000 Besucherinnen und Besucher aus der ganzen Welt können an über 300 Veranstaltungen rund um das Leitmotto teilhaben.
UN-Habitat und nachhaltige Stadtentwicklung
In einer Welt, in der über die Hälfte der Bevölkerung in städtischen Gebieten lebt, ist nachhaltige Stadtentwicklung ein zentrales Thema für die globale Zukunft.
Bei den Vereinten Nationen liegt das Thema vor allem bei UN-Habitat, dem Programm der Vereinten Nationen für menschliche Siedlungen und nachhaltige Stadtentwicklung. Gegründet im Jahr 1978 hat UN-Habitat die Aufgabe, Länder bei der Schaffung von lebenswerten Städten zu unterstützen und die Lebensbedingungen in städtischen Gebieten weltweit zu verbessern. Das Programm arbeitet eng mit Regierungen, Kommunen und anderen Partnern zusammen, um innovative Lösungen für urbane Herausforderungen zu entwickeln.
Nachhaltige Stadtentwicklung: ein Schlüssel zur Zukunft
Denn Städte sind nicht nur wirtschaftliche und kulturelle Zentren, sondern auch Orte, an denen soziale Ungleichheiten, Umweltprobleme und infrastrukturelle Herausforderungen besonders deutlich werden. Die Urbanisierung bringt sowohl Risiken als auch Chancen mit sich.
Die Bedeutung nachhaltiger Stadtentwicklung liegt in ihrer Fähigkeit, diese Herausforderungen anzugehen und Potentiale zu nutzen. Durch eine kluge Planung können Städte umweltfreundlicher gestaltet werden, was den CO2-Ausstoß reduziert und die Lebensqualität der Bewohnerschaft verbessert. Nachhaltige Stadtentwicklung fördert auch soziale Gerechtigkeit, indem sie den Zugang zu Wohnraum, Bildung und Gesundheitsdiensten für alle Bürgerinnen und Bürger sicherstellt. Zudem spielt sie eine entscheidende Rolle im Kampf gegen den Klimawandel, da Städte für einen erheblichen Teil der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich sind.
Ein weiterer Aspekt ist die Resilienz von Städten gegenüber Krisen wie Naturkatastrophen oder pandemischen Ereignissen. Eine nachhaltige Stadtentwicklung berücksichtigt diese Faktoren und schafft Infrastrukturen, die sowohl ökologisch als auch sozial widerstandsfähig sind.
Ein zentrales Ziel von UN-Habitat ist es deshalb, die Umsetzung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung zu fördern, insbesondere Ziel 11 „Nachhaltige Städte und Gemeinden“. Dies umfasst Maßnahmen zur Verbesserung des Zugangs zu sicherem Wohnraum, zur Förderung nachhaltiger Verkehrssysteme sowie zur Stärkung der sozialen Integration in urbanen Räumen. Mit der Neuen Urbanen Agenda (New Urban Agenda) wurde 2016 auf der Konferenz der Vereinten Nationen über Wohnungswesen und nachhaltige Stadtentwicklung (kurz: Habitat III) ein handlungsorientiertes Dokument verfasst, das darauf abzielt, Mitgliedstaaten und wichtige Interessensgruppen zu mobilisieren, eine nachhaltige Stadtentwicklung auf lokaler Ebene zu fördern.
UN-Habitat setzt auf partizipative Ansätze und bezieht die Stimmen der Zivilgesellschaft ein. Durch Programme wie das „Urban Lab“ werden neue Ideen entwickelt und erprobt, um den spezifischen Bedürfnissen verschiedener Städte gerecht zu werden.
Das 12. World Urban Forum
UN-Habitat richtet außerdem das Welt-Städteforum (WUF) aus. Das WUF ist die bedeutendste internationale Konferenz zum Thema Urbanisierung und den Anforderungen einer nachhaltigen Stadtentwicklung im 21. Jahrhundert. Alle zwei Jahre werden aktuelle Fragestellungen erörtert, die sich durch politische und volkswirtschaftliche Auswirkungen auf urbaner Ebene in den Fokus rücken. Über den Austausch von Wissen und die Verbesserung der internationalen Kooperation werden hier der Kenntnisstand und der Austausch zu akuten Problemfeldern mit dringendem Handlungsbedarf für den urbanen Raum gefördert.
In diesem Jahr konzentriert sich das WUF auf „Alles beginnt zu Hause" und lenkt damit auf die Bedeutung der lokalen Ebene und den Einfluss auf die Umsetzung der SDGs Eine wirksame Lokalisierung verbindet globale Ziele und nationale urbane Rahmenbedingen. In einem zweiseitigen Prozess entsteht eine Wechselwirkung zwischen nachhaltiger Stadtentwicklung und dem Umsetzen der globalen SDGs. Der Begriff „Home“ wird hier in seiner engen Bedeutung als Wohnraum wie auch in seinen kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Dimensionen des persönlichen Lebensraumes erfasst. In Form von sechs Dialogen wird das Forum strukturiert und gibt konzeptionelle Anker für alle Aktivitäten innerhalb der Veranstaltung.
Was auf der Agenda des World Urban Forums steht
Mit dem Dialogthema „Unsere Zukunft unterbringen“ (Housing our Future) werden die sich ständig verschärfende Wohnungskrise und die sich daraus ergebenden zunehmenden Ungleichheiten thematisiert. Ein weiteres Dialogthema umfasst die finanziellen Befähigungen und Ressourcen auf lokaler Ebene, um nachhaltige Entwicklungen zu fördern. Um der Bedeutung der Städte im Kampf gegen den Klimawandel gerecht zu werden, rückt das Dialogthema „Städte und die Klimakrise“ den Handlungsbedarf bei lokalen Anpassungen in den Fokus, um die Resilienz im städtischen Raum für noch nie dagewesene klimatische Bedingungen zu stärken.
Gleichzeitig möchte die WUF neue Perspektiven auf den Einsatz innovativer Technologien im Rahmen der digitalen Transformation und der Anwendung künstlicher Intelligenz eröffnen. Diese Entwicklungen bieten vielversprechende Ansätze zur Förderung einer integrativen Entwicklung, die alle gesellschaftlichen Gruppen einbezieht.
Ein weiterer zentraler Aspekt ist das Dialogthema „Gemeinsam stärker“ (Stronger Together), das sich auf die Strategieentwicklung für Partnerschaften konzentriert und die Macht der Zusammenarbeit betont.
Außerdem beleuchtet der Dialog zum „Verlust des Zuhauses“ (The Loss of Home) die gravierenden Folgen von Zerstörung und Vertreibung. Der urbane Raum wird zunehmend zum Epizentrum von Krisensituationen und fungiert gleichzeitig als Zufluchtsort für Vertriebene. In diesem Kontext wird untersucht, wie städtische Akteure auf die wachsenden Unruhen reagieren sollten, um sowohl den Bedürfnissen der Betroffenen gerecht zu werden als auch die Stabilität in den Städten zu gewährleisten.
Die Vielzahl untereinander vernetzter Themen auf dem WUF verdeutlichen die Dringlichkeit eines integrierten Ansatzes zur Bewältigung der Herausforderungen, vor denen unsere Städte bereits heute stehen.
Miriam Gerhard, Annemarie Stabel und Erwin Eisenhardt (Arbeitskreis Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit der DGVN)
Der Arbeitskreis Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit der DGVN befasst sich in der Arbeitsgruppe Stadtentwicklung damit, wie die DGVN einen Beitrag dazu leisten kann nachhaltige Stadtentwicklung voran zu bringen. Bei Interesse an einer Mitarbeit finden Sie die Kontaktmöglichkeiten auf der Vorstellungsseite der DGVN-Arbeitskreise.