„Weather-ready, climate-smart“. Die pazifischen Inselstaaten im Umgang mit dem Klimawandel
Seit 1961 findet jedes Jahr am 23. März der Welttag der Meteorologie statt. 2018 hat die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) für diesen Tag das Motto „Weather ready, climate smart“ gewählt, um auf den dringenden Handlungsbedarf bezüglich steigender Wetterextreme und humanitärer Katastrophen als Folge des Klimawandels aufmerksam zu machen. „Weather ready“ und „climate smart“ steht für eine gute Vorbereitung und präventives Handeln in Bezug auf den Klimawandel weltweit.
Akute Herausforderungen pazifischer Inselstaaten
Die pazifischen Inselstaaten stehen in der ersten Reihe der Betroffenen, wenn es um die Folgen des Klimawandels geht. Wetterextreme treten in dieser Region besonders häufig auf, sie dauern länger an und sind zerstörerischer. „Bereits heute leiden die Bewohner vieler Inseln unter extremen Wetterereignissen wie Wirbelstürmen, Dürren, starken Regenfällen, Überschwemmungen, Küstenerosion und, insbesondere auf Atollen, unter Wasserknappheit“, schreibt die GIZ, die in der Region ein Projekt fördert. Der Meeresspiegel steigt bereits jetzt mehrere Millimeter pro Jahr, seit Anfang der 1990er Jahre ist er schon um rund acht Zentimeter angestiegen. Nicht nur das Schmelzen der Gletscher weltweit, sondern auch die Ausdehnung der sich aufheizenden Ozeane tragen dazu bei.
Rund 10 Millionen Menschen leben auf den Inselstaaten im Pazifischen Ozean. Zu diesen Staaten gehören unter anderem die Cookinseln, die Föderierten Staaten von Mikronesien, Fidschi, Nauru, Niue, Palau, Papua-Neuguinea, Samoa, die Salomonen und Tuvalu. Die Menschen dort leben überwiegend von Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei sowie vom Tourismus. Das bedeutet: Ihre Einkommensgrundlagen sind durch die Folgen von Klimawandel und Naturkatastrophen gefährdet. Dazu kommt, dass die kleinen Staaten nicht genug eigene Ressourcen und finanzielle Mittel haben, um den zahlreichen Herausforderungen entgegenzuwirken. Schon heute müssen in einigen Regionen Teile der Bevölkerung in höhere Gebiete umgesiedelt werden, um ihre Existenz und ihr Überleben zu sichern. Daher ist es in dieser Region besonders wichtig, widerstandsfähig, „weather-ready“ und „climate-smart“ zu sein beziehungsweise zu leben.
Was ist Resilienz?
In Bezug auf den Umgang mit Naturkatastrophen und Klimawandel bezeichnet Resilienz die Widerstandsfähigkeit einer Gemeinde oder Bevölkerung. Resilienz erfordert verschiedene Voraussetzungen. Eine stabile Regierungsführung ist hierfür die politische Grundlage. Frühwarnsysteme, Wetterdienste und Klimaüberwachung sind die technischen Bedingungen. Die Sensibilisierung für ein Klima- und Umweltbewusstsein in der Bevölkerung, Gleichberechtigung in der Bildung und die Schaffung eines stabilen Gesundheitswesens fördern außerdem die Umsetzung widerstandfähigen Handelns.
Im Zuge der Agenda 2030 und der Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) hat das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (United Nations Development Programme, UNDP) eine neue Strategie entwickelt. In dieser Strategie findet sich auch der Themenschwerpunkt Klima- und Katastrophenresilienz. UNDP führt dazu verschieden Projekte durch.
Eines der aktuellen UNDP -Projekte widmet sich der „Katastrophenresilienz für pazifische Inselstaaten“ (Disaster Resilience for Small Pacific Island Developing States, RESPAC). RESPAC soll in der Region vor allem einen Beitrag zu SDG 5 (Geschlechtergerechtigkeit) und 13 (Klimaschutz) leisten. Das Programm wurde im Juni 2016 gestartet und läuft bis Ende 2019. Ziel ist es, die Staaten für das Thema Klimawandel und Naturkatastrophen zu sensibilisieren, sie zu schulen, Kooperationen aufzubauen und mit ihnen gemeinsam Projekte durchzuführen.
Das oben genannte Projekt beinhaltet die folgenden drei Arbeitsbereiche:
- Frühwarnsysteme und Klimaüberwachung aufbauen und stärken;
- Wiederaufbau nach Katastrophen vorbereiten und planen;
- Finanzielle Mittel zur Bewältigung von katastrophenbezogenen Risiken aufstocken.
Einige Erfolge konnte UNDP mit RESPAC bereits erzielen. So wurden Trainingseinheiten in den Bereichen Frühwarnung, Klimaüberwachung, Wetterstationen, Wiederaufbau und Bedarfsbewertungen nach Katastrophen durchgeführt. UNDP bildet vor Ort zusätzliche Experten aus, zum Beispiel Klimaforscherinnen oder technisches Personal für Wetterstationen. Außerdem werden Trainingseinheiten im Bildungs- und Regierungssektor integriert. So soll eine bessere Verknüpfung von Aufgaben verschiedener Fachbereiche, wie zum Beispiel Gesundheitsministerien und Wetterdiensten hergestellt werden. Zusätzlich hat UNDP spezielle Arbeitsgruppen in den Bereichen Wetterdienste, Gesundheit und Finanzierung ins Leben gerufen, die sich beispielsweise mit Versicherungen für Landwirte beschäftigen.
Entwicklungsperspektiven
Trotz dieser Fortschritte steht die Resilienzbildung der Inselstaaten noch am Anfang. Wichtige Bereiche wie die finanzielle Unterstützung durch die Europäische Union und die Vereinten Nationen sind nicht gesichert. So können Projekte, Schulungen und Trainingseinheiten nicht langfristig weitergeführt werden. Außerdem können die dringend notwendigen, aber kostenintensiven Umsiedlungen lokaler Bevölkerungen nicht finanziert werden. Eine langfristige internationale Unterstützung über die Laufzeit der UNDP-Projekte hinaus ist aber notwendig, um die Widerstandsfähigkeit der pazifischen Inselstaaten zu gewährleisten. Die im Klimaabkommen geregelten Maßnahmen müssen von der internationalen Gemeinschaft umgesetzt und ausgebaut werden, damit die pazifischen Inselstaaten, „weather ready“ und „climate smart“ werden können. Wenn dies nicht erreicht wird, werden die paradiesischen Inseln im Pazifik bald nach und nach verschwinden. Die Nachbarstaaten und die Weltgemeinschaft werden sich dann mit noch viel größeren Herausforderungen und Krisen konfrontiert sehen. Nicht zuletzt mit dem Exodus der Menschen.
Lisanne Siebel-Achenbach