Klimaflucht
Die Auswirkungen des Klimawandels treiben weltweit Millionen Menschen in die Flucht. Eine einzige Katastrophe – eine Dürre, Überschwemmung oder ein Sturm – kann die Heimat und die Lebensgrundlagen zerstören. Auch schleichende Prozesse wie der ansteigende Meeresspiegel, schmelzende Gletscher und Wüstenbildung bedrohen Existenzen.

Wenn die weltweiten Durchschnittstemperaturen in diesem Jahrhundert um vier Grad steigen sollten, könnten laut UNDP etwa 330 Millionen Menschen gezwungen sein, ihre bisherigen Wohngebiete wegen verheerender Überschwemmungen aufzugeben. Allein in Bangladesch wären über 70 Millionen Menschen betroffen. Bereits heute stehen die Bewohnerinnen und Bewohner kleiner Pazifikstaaten nicht mehr vor der Frage, ob sie ihre Heimat verlassen müssen, sondern nur, wie lange sie noch auf den heimatlichen Atollen ausharren können, die im Meer zu versinken drohen.
Flucht und Vertreibung aufgrund des Klimawandels und damit verbundenen Veränderungen der Umwelt sind schon heute Realität. Nach Angaben des International Displacement Monitoring Centre (IDMC) wurden seit 2008 aufgrund von Naturkatastrophen jährlich rund 26 Millionen Menschen zur Flucht gezwungen.
Besonders groß ist der Migrationsdruck am Südrand der Sahara. Die rasche Ausbreitung der Wüste zwingt immer mehr Menschen, ihre bisherigen Siedlungsgebiete in der Sahel-Zone aufzugeben und entweder in den Süden des eigenen Landes zu ziehen oder in andere Länder auszuwandern. Ähnliche Prozesse gibt es am Rande anderer Wüstengebiete.
Auswirkungen des Klimawandels wirken zudem in Konfliktregionen vielfach fluchtverstärkend. So wurden im Nordosten Syriens bereits vor Ausbruch des Bürgerkrieges 1,5 Millionen Menschen entwurzelt. Grund war eine fünfjährige Dürre, die diese Region heimsuchte. Auch in der sudanesischen Provinz Darfur, im Irak und in Somalia spielen die Fluchtfaktoren Klimawandel, Verfolgung und Gewalt zusammen.
Die Vereinten Nationen haben erkannt, dass Herausforderungen durch den Klimawandel eng mit Fragen von Flucht und Migration verbunden sind. Im Klimaabkommen von Paris wird dieser Zusammenhang herausgestellt. In Paris einigten sich die Vertragsstaaten auch auf die Gründung einer „task force on displacement“. Diese Task-Force soll die komplexen Auswirkungen des Klimawandels als Grund erzwungener Migration analysieren und Konzepte erarbeiten, wie solche Vertreibungen verhindert und abgemildert werden können.