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Gesunde Wälder für gesunde Menschen?

Der 21. März ist der Internationale Tag der Wälder – Gelegenheit, die Bedeutung dieses Lebensraums näher zu betrachten.

Blick auf den Regenwald in Gabun.
Regenwald in der Nähe von Franceville, Gabun. (Foto: FAO/Brent Stirton/Getty Images for FAO, CIRAD, CIFOR, WCS)

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat 2012 den 21. März zum „Internationalen Tag der Wälder“ ausgerufen, um die Bedeutung und die Vielfalt der weltweiten Wälder in den Mittelpunkt zu stellen. 2023 steht der Tag unter dem Motto „Wälder und Gesundheit“. Damit möchten die Vereinten Nationen mehr Bewusstsein schaffen - für die Gefährdung der Gesundheit der Wälder, aber auch für die Bedeutung des Waldes für die menschliche Gesundheit.

Neben Bränden, Schädlingsbefall und Dürren führt vor allem die flächenmäßige Abholzung zum Sterben der globalen Wälder. Genau genommen ist der Ausdruck ‚Waldsterben‘ verharmlosend, ‚Waldzerstörung‘ trifft es besser. Ein Blick in das größte und wichtigste Waldgebiet der Erde, den Amazonas-Regenwald, verdeutlicht die Dramatik. Laut der Umweltschutzorganisation World Wide Fund For Nature (WWF) könnte es irgendwann zu einer selbstzerstörenden Wirkung kommen. Der Amazonas produziert fast 50 Prozent des Regens, den er benötigt, selbst durch Verdunstung. Bei der derzeitigen Abnahme der Waldfläche wird er diese notwendige Wassermenge in absehbarer Zukunft aber nicht mehr erzeugen können. Mit verheerenden Folgen: Bis 2030 könnte ein Großteil des Amazonas absterben.

Abholzung, Brandrodung „und das ganz große Geld“ stecken hinter der Vernichtung dieses wichtigen Tropenwaldgebiets. „Knapp zwei Drittel der Wälder sind längst nicht mehr intakt und stabil genug, um wirklich widerstandsfähig zu sein“, berichtet der WWF.

Zur Situation des Waldes in Deutschland

Was ist ‚Wald‘ überhaupt? Eine Definition gibt das Bundeswaldgesetz: „Wald im Sinne dieses Gesetzes ist jede mit Forstpflanzen bestockte Fläche. Als Wald gelten auch kahlgeschlagene oder verlichtete Grundflächen, Waldwege, Waldeinteilungs- und Sicherungsstreifen, Waldblößen und Lichtungen, Waldwiesen, Wildäsungsplätze, Holzlagerplätze sowie weitere mit dem Wald verbundene und ihm dienende Flächen.“ Deutschland umfasste im Jahr 2020 laut Statistischen Bundesamts 10,7 Millionen Hektar Wald. Das macht 29,8 Prozent der gesamten Fläche der Bundesrepublik aus, auf der rund 90 Milliarden Bäume wachsen.

Der Naturschutzbund NABU stellt klar, dass Deutschland ursprünglich ein „Land der Laubwälder“ war. Während früher vor allem die Buche dominierte, veränderten jedoch Wiederaufforstungen das Landschaftsbild. Heute sind überwiegend Nadelbäume wie Kiefer und Fichte verbreitet, das ursprüngliche Verhältnis zwischen Laub- und Nadelbäumen besteht nicht mehr: Der Laubbaumanteil liegt nur noch bei rund 40 Prozent.

Über den Zustand der deutschen Wälder gibt es seit 1984 regelmäßige Waldschadensberichte, die ein düsteres Bild zeigen. Gemessen wird dabei unter anderem die Kronenverlichtung der Bäume, also das Ausmaß des Nadel- oder Blattverlusts der Krone. Das gibt Auskunft über die Gesundheit der Bäume. Obwohl sich der Zustand vieler Bäume im Vergleich zu 2020 verbessert hatte, zeigte im Jahr 2021 nur noch jeder fünfte Baum in Deutschland keine Anzeichen von Kronenverlichtung.

Wald und Mensch – nur einer braucht den anderen

Dabei können Wälder ohne Menschen vorzüglich existieren – umgekehrt klappt das nicht. Vom Lebensraum, der Holz für Brenn- und Baustoffe liefert, haben sich die meisten Menschen im Globalen Norden gelöst. Sie kommen mit dem Wald eher als Ziel für den Wochenendausflug in Berührung. Und doch sind sie weiterhin auf Holz als Rohstoff zum Bauen oder auch Heizen angewiesen. Der weltweite Verbrauch von Holz liegt jährlich bei 4,3 bis fünf Milliarden Kubikmetern – nachhaltig wären etwa drei Milliarden. Das würde es den Wäldern erlauben, sich zu regenerieren.

Die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder ist nicht nur für die Bekämpfung des Klimawandels zentral. Wälder spielen auch bei der Armutsbekämpfung, einem der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs), eine wichtige Rolle. Mehr denn je stellen Wälder und Bäume eine Möglichkeit dar, Nahrung zu beschaffen. Außerdem schützen sie die Bevölkerung vor Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, die die Ernährungssicherheit gefährden.

Wald und Gesundheit im Alltag

Zur Bedeutung des Waldes für die menschliche Gesundheit hat die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) 2020 das Diskussionspapier „Forests for human health and well-being - Strengthening the forest–health–nutrition nexus“ vorgelegt. Die FAO stellt darin fest: „Die Bedeutung der Wälder für die Lebensmittelsicherheit und die Ernährung hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen.“ Denn Wälder liefern nicht nur eine riesige Anzahl an tierischen und pflanzlichen Nahrungsmitteln, sondern haben auch das Potenzial, das Wohlbefinden aller Menschen spürbar zu unterstützen.

Sich im Wald aufzuhalten kann laut Studien bei der Bekämpfung von Depressionen, psychischem Stress und Burnout helfen. In Japan gelten Waldbesuche deshalb als Teil der Gesundheitsvorsorge: Das 'Waldbaden' (Shinrin-yoku) ist eine japanische Tradition. Schon allein das Blätterrauschen, der Geruch der Bäume, Vogelgezwitscher und Bachgeplätscher sollen die menschliche Gesundheit stärken.

Damit der Mensch gesundheitlich vom Wald profitieren kann, ist eine Ausweitung der sektorübergreifenden Zusammenarbeit zwischen den Bereichen Forstwirtschaft, Ernährungssicherheit, Ernährung, Gesundheit sowie Raum- und Stadtplanung nötig. Klar ist: Wälder tragen nicht nur zu unserer Ernährungsvielfalt und zu mehr menschlichem Wohlbefinden bei, sie sichern das Überleben der Menschheit.

Von Jörg Wild

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