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Wohn­raum als Kern­the­ma: die Er­geb­nis­se des WUF12

Nach intensiven Diskus­sionen kam es am letzten Tag des 12. Welt-Städte­forums (World Urban Forum – WUF) in Kairo doch noch zur Verab­schie­dung des ‚Cairo Call to Action‘. Die Exe­kutivdirek­torin von UN-Habitat, Anacláudia Rossbach, sprach von einem „Wende­punkt in der Ge­schichte des WUFs".

Blick auf die ruandische Hauptstadt Kigali mit Autos, Häusern und im Hintergrund Hochhäuser.
Blick auf die ruandische Hauptstadt Kigali. (UN Photo/Manuel Elías)

Mit einer Beteiligung von insgesamt 24 000 Teil­nehmerinnen und Teilnehmern stellte die 12. Sitzung des WUF (WUF12) schon allein durch ihre Teilnehmer­zahl Rekorde auf. Vom 4. bis 8. November hatte das Programm der Vereinten Nationen für mensch­liche Sied­lungen (United Nations Human Settlements Programme; kurz: UN-Habitat) das WUF12 in Kairo einbe­rufen. Unter dem Motto „Alles beginnt zu Hause: Lokale Maß­nahmen für nach­haltige Städte und Gemeinden“ konzentrierte sich die Konferenz auf die urbane Lokali­sierung der Ziele für nach­haltige Entwicklung (Sus­tainable Develop­ment Goals -SDGs).

Neben Vertrete­rinnen und Vertretern aus der Wissen­schaft, dem privaten Sektor, internatio­nalen Orga­nisatio­nen, Medien und der Zivilge­sellschaft kamen auch vier Staats­ober­häupter und 60 Ministerinnen und Minister aus 84 Ländern zusammen.

Neuer World Cities Report 

Anacláudia Rossbach, Unter­general­sekretärin und Exekutiv­direktorin von UN-Habitat, stellte zu Beginn des Forums den “World Cities Report 2024 - Cities and Climate Action“ vor. Dieser Leitbericht untersucht die entscheidenden Herausfor­derungen der nachhaltigen Urbanisierung, also die Ausbreitung von städtischen Lebensformen, und analysiert die Auswirkungen des Klimawandels auf Städte und Kommunen.

Dem urbanen Raum kommt eine besondere Bedeutung in der Klima­krise zu; durch den kohlenstoff­intensivsten Konsum und die regionalen Erzeugungs­strukturen ist er einer der entscheiden­dsten Verursacher der Klimakrise. Die Ergebnisse des Berichts unterstreichen, dass städtische Gebiete aber auch häufig an vorderster Front der Klimakrise stehen und zunehmend anfällig für plötzliche Klimaschocks sind. In den großen Städten leben heute Millionen von Menschen; dort konzentrieren sich Vermögens­werte und Kultur­denkmäler, die jedes Jahr anfälliger für die Folgen des Klimawandels werden. 

Was der Bericht kritisiert

Der Bericht kritisiert, dass die Aus­wirkungen des Klima­wandels zunehmen, die Um­setzung von Maß­nahmen aber zurückbleiben, obwohl steigende wirt­schaft­liche und ökologische Kosten zukünftig noch gravierender werden. Die Bedrohung durch Hitze­wellen, Flut und Unwetter wird immer mehr Menschen betreffen und der Anstieg des Meeres­spiegels wird bis 2050 viele Küsten­städte erreichen - mit erheblichen Folgen. 

Es gilt, jetzt die richtigen Maß­nahmen zu ergreifen, die Ursachen des Klima­wandels durch Dekarbo­nisierung, die Verminderung des Ausstoßes von kohlenstoff­haltigen Emissionen, zu minimieren und die Städte widerstand­sfähiger zu machen, durch Stärkung der Anpas­sungs­fähigkeit an den Klima­wandel. 

Der Bericht fordert die richtigen politischen Schritte, Finanzierungen und gesetzlichen Regelungen für einen nach­haltigen energie­effizienten Wohnungs­bau. Die Baubranche und die Grundver­sorgung mit Wasser und Energie sowie die städtische Mobilität bergen ein enormes Potenzial für den Klimaschutz. Die Nutzung städtischer Flächen muss, unter sozialen, wirtschaft­lichen und ökolo­gischen Gesichts­punkten, optimiert werden, um die Eindämmung des Klima­wandels und die SDGs zu erreichen.

Wohnraum als ein Kern­thema der Dialoge

Die zentrale Dialog­reihe begann mit dem Thema „Unsere Zukunft mit Wohnraum“. Rossbach eröffnete die Sitzung und wies darauf hin, dass Wohnraum ein Kern­mandat von UN-Habitat sei. Sie betonte, wie dringend die Wohnungs­krise angegangen werden müsse. Marie-Josée Houle, die kanadische Bundes­beauftragte für Wohnungswesen (Federal Housing Advocate), bekräftigte diese Aussage: „Das Recht auf Wohnen ist tatsächlich ein Menschenrecht – das grundlegendste von allen – und es ist eng mit allen anderen Rechten verknüpft.“ 

Der Dialog „Städte und die Klimakrise“ zeigte den Zusammen­hang zwischen urbanen Gebieten und Klimaschutz­maßnahmen, während im Dialog „Gemeinsam stärker“ die Bedeutung von Multi-Level-Governance-Ansätzen verdeutlicht wurde. Nationale Regierungs­ebenen sollen eine bessere Interaktion mit der kommunalen Ebene und umgekehrt pflegen, um eine effizientere und innovativere Ressourcen­nutzung zu ermöglichen.

Im Dialog über die Lokalisierung der Finanzierung und der Finanzmittel wurde die Zusammen­arbeit der Regierungs­ebenen auf finanzieller Ebene diskutiert. Städte brauchen mehr finanzielle Unterstützung, um die SDGs zu erreichen. Ein verbessertes Finanz­manage­ment zur Unterstützung eines nachhaltigen städtischen Wachstums braucht bessere lokale Finanz­kapa­zitäten und neue Finanzierungs­quellen.

Der Dialog „Im digitalen Zeitalter den Menschen an die erste Stelle setzen“ wurde die digitale Transformation als Chance für mehr Lebensqualität in Städten und Gemeinden diskutiert und gleichzeitig hinterfragt, wie eine offene, freie, sichere, zugängliche und am Menschen ausgerichtete digitale Zukunft gewährleistet werden kann.

Rund ein Drittel der Weltbe­völkerung kann noch nicht online vom techno­logischen Fortschritt profitieren. Felicia Williams, UX-Direktorin bei Google Play, betonte deshalb, wie wichtig es sei, digitale Kompetenz zu fördern und Menschen die Fähigkeiten zu vermitteln, die sie brauchen, um neue Chancen zu nutzen. In der Diskussion wurde noch die Bedeutung von Daten­schutz und Sicherheit für den Aufbau digitaler Systeme unterstrichen. 

Der „Cairo Call to Action

Im Rahmen der Abschluss­zeremonie wurde der Cairo Call to Action veröffentlicht, ein Zehn-Punkte-Fahr­plan für die nach­haltige Urba­nisierung. Der Plan verpflichtet die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, sich gemein­schaftlich für eine nachhaltige Stadtent­wicklung zu engagieren. Er erkennt die Bedeutung der nach­haltigen Urba­nisierung als transfor­mative Kraft für soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz, Wirtschafts­wachstum und Wohlstand an. 

Der Plan fordert auch die Verankerung einer Multi-Level-Gover­nance für eine sektorüber­greifende Koordination, politische Abstim­mungen und Umsetzungen. Der Aufruf zum Handeln betont die Notwendigkeit einer systema­tischen Vertretung lokaler Akteure auf allen Ebenen, einer inklusiven gemein­samen Nutzung städtischer Räume und Chancen, einer Stadt­planung, die zu besseren Ergebnissen vor Ort führt, und der Bereit­stellung von Finanz­mitteln für Städte und Gemeinden. Die Teil­nehmerinnen und Teilnehmer verpflichteten sich zudem zur Nutzung, lokaler und bürger­naher Daten für die Ent­scheidungs­findung, Kultur und Erbe als Aktivposten für die Nach­haltigkeit einzu­setzen und Koalitionen und Allianzen zu bilden, um auf lokaler Ebene mehr Wirkung zu durchzusetzen.

Frau Rossbach bekräftigte: „Wir nehmen die Empfehlungen des WUF12 und des Cairo Call to Action zur COP29 nach Baku, um die subnationalen und nationalen Bemühungen zur Erreichung der Ziele des Pariser Klima­abkommens und der SDGs sowie zur Umsetzung der Neuen Urbanen Agenda aufeinander abzu­stimmen“. Ägypten übergab nach Abschluss des WUF12 den Staffel­stab offiziell an Aser­baidschan, den nächsten Gast­geber des WUF13, das 2026 stattfinden wird.

Miriam Gerhard, Annemarie Stabel und Erwin Eisenhardt (Arbeitskreis Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit der DGVN)


Der Arbeitskreis Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit der DGVN befasst sich in der Arbeitsgruppe Stadtentwicklung damit, wie die DGVN einen Beitrag dazu leisten kann nachhaltige Stadtentwicklung voran zu bringen. Bei Interesse an einer Mitarbeit finden Sie die Kontaktmöglichkeiten auf der Vorstellungsseite der DGVN-Arbeitskreise.

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