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Menschliche Entwicklung: Zahlen und Fakten 2018

Fortschritte und Defizite bei der menschlichen Entwicklung zeigen die aktuellen Zahlen und Fakten des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP) auf. So leben die meisten Menschen von heute länger und sind besser gebildet. Doch es gibt immer noch gravierende Ungleichheiten und Missstände.

Logo des HDR 2018.

Selbst in den Ländern mit niedriger menschlicher Entwicklung hat sich die Lebenssituation vieler Menschen wesentlich verbessert. Allerdings gibt es weiterhin große Ungleichheiten und eine fortdauernde Benachteiligung von Frauen wie die Zahlen des Statistical Update 2018 zur menschlichen Entwicklung belegen, die sich auf das Jahr 2017 beziehen. Die aktuellen Zahlen sind vom Büro für den Bericht über die menschliche Entwicklung des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP) veröffentlicht worden und werden in deutscher Sprache von der DGVN herausgegeben.

Der Rückblick auf einen Zeitraum von fast 30 Jahren zeigt, dass vielfach substanzielle Fortschritte erzielt werden konnten. So lag der globale Index der menschlichen Entwicklung (Human Development Index, HDI) 2017 bei 0,728 und damit rund 21,7 Prozent über dem Wert von 1990 (0,598). Die durchschnittliche Lebensdauer ist um sieben Jahre höher als 1990 und mehr als 130 Länder haben die allgemeine Grundschulbildung verwirklicht. Südostasien war im Zeitraum 1990-2017 mit 45,3 Prozent die Region mit dem schnellsten HDI-Wachstum, gefolgt von den Regionen Ostasien und Pazifik mit 41,8 Prozent und Afrika südlich der Sahara mit 34,9 Prozent. Insgesamt konnten die Länder mit niedriger menschlicher Entwicklung ihren HDI-Wert seit 1990 um bis zu 46,6 Prozent verbessern. Dagegen lag die HDI-Wachstumsrate der Mitgliedsstaaten der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung (OECD) bei nur 14 Prozent.  „Diese Trends lassen darauf hoffen, dass sich das Gefälle zwischen den Regionen auf dem Gebiet der menschlichen Entwicklung verringern wird“, so die Autoren des Statistical Update 2018 vom Büro für menschliche Entwicklung der UNDP.

Vor allem Länder mit Konflikten fielen zurück

Doch waren die seit 1990 gemessenen Fortschritte auch nicht stetig. Vor allem Länder mit Konflikten fielen zurück. 2012 lag die Arabische Republik Syrien auf Rang 128 des HDI und befand sich damit in der Gruppe der mittleren menschlichen Entwicklung. Aufgrund des jahrelang andauernden andauernden Konflikts fiel das Land jedoch 2017 auf Rang 155 zurück, also in die Gruppe mit niedriger menschlicher Entwicklung, hauptsächlich wegen der gesunkenen Lebenserwartung.

Ungleichheiten in der menschlichen Entwicklung stellen eine ernsthafte Bedrohung des Fortschritts dar.  Durch den die Ungleichheit einbeziehenden Index der menschlichen Entwicklung (Inequality-adjusted HDI – IHDI), der seit 2010 veröffentlicht wird, soll die Verteilung der menschlichen Entwicklung innerhalb von Ländern erfasst werden. Entsprechend werden Abzüge vom HDI vorgenommen. Werden die länderinternen Ungleichheiten einbezogen, fällt der HDI im globalen Durchschnitt für das Jahr 2017 von 0,728 auf 0,582, ein Minus von 20 Prozent. Die Abzüge reichen von 3,6 Prozent in Japan bis zu 45,3 Prozent auf den Komoren.

Enorme Ungleichheiten bei der Gesundheit

Auf dem Gebiet der Gesundheit bestehen zwischen Ländern mit unterschiedlichem Entwicklungsstand enorme Ungleichheiten. In den Ländern mit sehr hoher menschlicher Entwicklung beträgt die Lebenserwartung im Durchschnitt 79,5 Jahre, in den Ländern mit niedriger menschlicher Entwicklung jedoch nur 60,8 Jahre. Auch im Bildungsbereich halten sich die Ungleichheiten zwischen und innerhalb von Ländern hartnäckig. Erwachsene in den Ländern mit sehr hoher menschlicher Entwicklung haben im Durchschnitt 7,6 Jahre länger die Schule besucht als in Ländern mit niedriger menschlicher Entwicklung.

Die Nachteile, denen sich Frauen und Mädchen gegenübersehen, sind eine wesentliche Quelle der Ungleichheit. Der Index der geschlechtsspezifischen Entwicklung (GDI) und der Index der geschlechtsspezifischen Ungleichheit (GII) machen die Abstände zwischen Männern und Frauen deutlich. Weltweit ist der durchschnittliche HDI-Wert für Frauen (0,705) um 5,9 Prozent niedriger als für Männer (0,749). Am größten ist die Kluft zwischen den Geschlechtern in den Ländern mit niedriger menschlicher Entwicklung, hier liegt der durchschnittliche HDI-Wert von Frauen um 13,8 Prozent unter dem männlichen Wert.

Geschlechterdifferenz weiterhin hoch

Während die Einschulungszahlen für die Primär- und Sekundarstufe zeigen, dass die Abstände zwischen Jungen und Mädchen sich allmählich schließen, bleibt die Geschlechterdifferenz im Erwachsenenleben weiterhin hoch. So werden nur 23,5 Prozent der Parlamentssitze von Frauen gehalten, sie sind öfters arbeitslos als Männer und ihre Beschäftigungsquote ist niedriger. Auch im Alter gibt es große Unterschiede. So ist der Anteil der Männer, die eine Rente beziehen um 2,9 Prozentpunkte höher als der Anteil der Frauen, obwohl diese im Durchschnitt länger leben. Auch wurden rund 31,7 Prozent der Frauen in Südasien, 31,5 Prozent in Afrika südlich der Sahara und 26,3 Prozent in Europa und Zentralasien Opfer von Gewaltakten ihrer Intimpartner.

Doch sollten die im Bereich der menschlichen Entwicklung erzielten Ergebnisse nicht nur unter quantitativen Aspekten gesehen werden, sondern auch unter qualitativen, unterstreichen die Autoren. So beträgt die Lebenserwartung bei guter Gesundheit in den Ländern mit sehr hoher menschlicher Entwicklung 69,9 Jahre, in den Ländern mit niedriger menschlicher Entwicklung nur 53,3 Jahre. Auch beim Schulbesuch ist nicht nur dessen Länge, sondern auch die Qualität des Unterrichts entscheidend. So kommen in den Ländern mit niedriger menschlicher Entwicklung in der Grundschule dreimal mehr Schüler auf einen Lehrer als in den Ländern mit sehr hoher menschlicher Entwicklung (41 gegenüber 14). Dazu kommt die Art der Lehrerausbildung oder die Verfügbarkeit von Kommunikationstechnologie, die in vielen Ländern sehr unterschiedlich ist.

Hans-Christoph Neidlein

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