Two Big Things
Ihr Auftritt mit der Bundeskanzlerin auf dem Evangelischen Kirchentag in Hamburg war Höhepunkt des Deutschlandbesuchs von Helen Clark, Administratorin des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP). Zuvor besuchte sie die Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen am 2. Mai in Berlin. Vor einem Kreis von Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft erläuterte die UNDP-Chefin die aktuellen Herausforderungen, vor denen die mit globalen Entwicklungsfragen befasste UN-Organisation steht.
Zwei große Vorhaben prägen die Arbeit von UNDP, das die gesamte UN-Entwicklungsaktivitäten in mehr als 170 Ländern auf Landesebene koordiniert: ein strategischer Plan und eine neue Generation von Millenniums-Entwicklungszielen (Post-MDG), die nach Auslaufen der bisherigen Ziele (2015) neu bestimmt werden müssen. Die alten Ziele, auf die sich die Regierungschefs der Welt geeinigt hatten, um Armut bis 2015 zu halbieren, sind bislang nicht erreicht - ein „unfinished business“, so Clark. Die Menschen seien über die Qualität der Regierungsarbeit sehr unzufrieden. Immer noch fehlen Schulen für über 60 Mio. Kinder, die Jobkrise bei jungen Menschen habe sich zu einer ausgewachsenen Weltkrise in Nord und Süd entwickelt.
Qualitative Offensive
So geht es zukünftig darum, die Erreichung der bisherigen Ziele nicht mehr nur quantitativ sondern insbesondere qualitativ zu fokussieren. Hier knüpft der Strategische UNDP-Plan an. Gab es zu Beginn der MDGs 43 strategische Orienteirungen, sind es jetzt 26, zukünftig sollen es vier sein, die eng miteinander verzahnt sind: Armutsbekämpfung, ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit, Abbau sozialer Ungleichheit und die Durchsetzung der Menschenrechte. „Wir wollen die verschiedenen Ansätze stärker zusammenbringen“, sagte Clark.
Die bisherige Praxis der isolierten Betrachtung eines Aktionsfeldes muss überwunden werden, meinte Clark. Eine neue Sicht auf die Dinge sei erforderlich, um den Herausforderungen zu begegnen. So ist Armutsbekämpfung nicht mehr länger ohne Umwelt- und Klimaschutz zu denken. Auch die Nutzung erneuerbarer Energie müsse verstärkt als kritischer und zentraler Aspekt von Entwicklung gesehen werden. Noch viel wichtiger sei die Förderung von Frauen und Mädchen - kein anderer Bereich hat aus UNDP-Sicht mehr multiplizierende Wirkung für die Armutsbekämpfung.